
Ayurveda - Eine Einführung
Ayurveda ist eine jahrtausendealte indische Heilkunst, die auch besonders im Wochenbett dabei hilft, Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Durch eine gezielte Ernährung und sanfte Pflege fördert Ayurveda die Regeneration und stärkt Dich nach der Geburt.
In dieser Einführung möchte ich Dir einen kurzen Einblick in den Ayurveda - dem Wissen vom Leben - geben und wie Du ihn in Deinen Alltag integrieren kannst.
Willkommen im Ayurveda - Dem Wissem vom Leben
"Die Gesundheit des Gesunden zu erhalten und die Krankheit des Kranken zu lindern – das ist das Ziel von Ayurveda."
Zitat Charaka Samhita
Einführung Ayurveda: Mehr als nur ein Trend
Oft wird angenommen, dass Ayurveda ein neuer Wellness-Trend auf Instagram oder eine von vielen unzähligen Diäten auf dem Lifestyle-Markt ist. Heute möchte ich Dir einen Einblick geben, woher Ayurveda stammt und wie Du dieses “Wissen vom Leben” anwenden kannst, um für Deine Gesundheit zu sorgen.
Ursprung und Bedeutung von Ayurveda
Ayurveda ist ein traditionelles Medizinsystem aus Indien, das sich seit über 5000 Jahren bewährt hat. Der Begriff Ayurveda stammt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Wörtern „ayus“ (Leben) und „veda“ (Wissen oder Weisheit) zusammen. Somit kann Ayurveda als Lebenswissenschaft oder -weisheit bezeichnet werden, die sich einem gesunden und erfüllten Leben widmet.
Viele Menschen wenden sich dem Ayurveda zu, um ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden zu steigern. Diese traditionelle Heilkunde verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Körper, Geist und Seele als Einheit gesehen werden.
Ayurveda im Alltag
Keine Sorge, Du musst nicht nach Indien reisen, um in den Genuss der ausgleichenden Wirkung von Ayurveda zu kommen.
Die Weisheiten und gesundheitsfördernden Rituale wurden lange Zeit mündlich von Generation zu Generation weitergegeben, bevor sie schriftlich festgehalten wurden. Die Grundlagen des Ayurveda basieren auf den Veden, die zu den ältesten und umfassendsten spirituell-philosophischen Schriften der Welt zählen.
Ayurveda versteht sich als vollständiges System, das gesundheitliche, philosophisch-spirituelle, energetische, astrologische und ökologische Aspekte umfasst. Daher sollten wir Ayurveda als eine Lebensstilmedizin betrachten, die nicht nur bei Krankheit oder Unwohlsein zum Einsatz kommt, sondern präventiv wirkt.
Praktische Anwendung und Vorteile
Ayurveda definiert sich als Medizin und Gesundheitslehre. Eine konstitutionsgerechte Lebens- und Ernährungsweise ist elementar zur Vermeidung oder Behandlung von Krankheiten. Hier sind einige einfache Schritte, wie Du Ayurveda in Deinen Alltag integrieren kannst:
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Ernährung: Iss frische, saisonale und konstitutionsgerechte Lebensmittel.
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Tägliche Routinen: Etabliere regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten
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Selbstpflege: Nutze ayurvedische Praktiken wie Abhyanga (Selbstmassage mit Öl) zur Entspannung.
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Meditation und Yoga: Fördere Deine geistige Gesundheit und Balance.
Indem Du Ayurveda in Dein tägliches Leben integrierst, kannst Du zu einem gesünderen, ausgeglicheneren und erfüllteren Leben finden. Diese uralte Weisheit bietet Dir die Werkzeuge, um sowohl körperlich als auch geistig zu gedeihen.
Für diejenigen, die sich für Ayurveda interessieren, aber unsicher sind, wo sie anfangen sollen: Beginne mit kleinen Veränderungen, wie der Anpassung deiner Ernährung oder der Einführung einer morgendlichen Routine, wie z.B. das Trinken eine großen Glases lauwarmen Wassers. Kleine Schritte können oft große Auswirkungen haben.
Gutes und schlechtes Leben, glückliches und unglückliches Leben, das, was dem Leben zu- bzw. abträglich ist, das Maß des Lebens und seiner Komponenten und das Leben selbst, wo all das erklärt wird, das nennt man Ayurveda.
Charaka (ca. 300 – 200 v. Chr.)




Mikrokosmos im Makrokosmos: Ayurveda und die Verbindung des Menschen mit dem Universum
Aus ayurvedischer Sicht sind wir Menschen ein Abbild des Universums – ein Mikrokosmos im Makrokosmos – und alles ist mit allem verbunden. Dies bedeutet, dass das Leben des einzelnen Menschen vom Kosmos und der Welt nicht zu trennen ist. Alles, was wir in der ursprünglichen Natur beobachten können, finden wir somit auch in uns wieder. Die Grundlage dafür stellt die Elementenlehre dar.
Die fünf Elemente (Panca Mahabhutas)
Hinweis: Die Elemente unterscheiden sich von den fünf Elementen in der Traditionell Chinesischen Medizin!
In der Natur finden wir laut dem Ayurveda fünf Naturelemente, die unsere Natur und Erde formen:
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Äther (Raum)
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Luft
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Wasser
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Feuer
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Erde
Jedes dieser Elemente bringt seine ganz eigenen Eigenschaften mit sich, die wir in ihrer Gesamtheit alle benötigen, um leben zu können. Die Elemente manifestieren sich in unserem Körper als biophysikalische Wirkungsprinzipien, den Doshas. Aus den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha bilden sich die körperlichen und psychischen Qualitäten des Menschen, die ihn zu einem einzigartigen Individuum machen.
Also bedenke immer – DU BIST EINZIGARTIG!
Die Doshas – Vata, Pitta, Kapha
Die Doshas setzen sich aus den fünf Elementen zusammen. Je zwei Elemente ergeben jeweils ein Dosha. Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass alles Leben und alle Materie aus den Elementen besteht. Demnach finden wir auch die Doshas in allem wieder – nicht nur in uns selbst, sondern auch in der gesamten Natur.
Zusammensetzung der Doshas
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Vata: Luft und Äther
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Pitta: Feuer und Wasser
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Kapha: Wasser und Erde
Ayurveda beschreibt die Doshas als drei fundamentale Prinzipien, die in der äußeren Natur wirken, aber auch unsere eigene menschliche Natur durchdringen und somit alle physiologischen Prozesse steuern. Die Doshas definieren uns sowohl mit seinen geistigen als auch körperlichen Veranlagungen – also die individuelle Konstitution, das Temperament, Vorlieben und Abneigungen, Ernährungsbedürfnisse und vieles mehr. Aus dem Sanskrit übersetzt heißt Dosha so viel wie "das, was Probleme verursachen kann".
Die individuelle Konstitution (Prakriti)
Im Ayurveda geht man davon aus, dass die individuelle Konstitution (Prakriti) bereits bei der Geburt feststeht. Diese stellt für die jeweilige Person die individuelle Norm eines ausgeglichenen Zustandes dar. Wenn also ein Dosha aus dem Gleichgewicht kommt, was so ziemlich bei jedem Menschen im Laufe des Lebens vorkommt, entstehen Schwächen und Krankheiten.
Aber warum können Doshas aus dem Gleichgewicht kommen? Es gibt viele Gründe, z.B. Diäten, Stress, ungesunde Lebensweise, zu wenig Bewegung etc.
Die Doshas im Detail
Vata – Das Bewegungs- und Dynamikprinzip
Dieses Dosha wird als das subtilste und feinstofflichste Dosha bezeichnet. Vata bedeutet so viel wie: "Das, was die Dinge bewegt." Der reguläre Sitz von Vata ist in der Region des Unterleibs, Dickdarms und Extremitäten.
Qualitäten von Vata:
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Leichtigkeit
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Beweglichkeit
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Dynamik
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Trockenheit
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Flüchtigkeit
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Kälte
Körperlich finden wir Vata überall dort, wo Bewegung eine Rolle spielt, z.B. bei der Atmung, Körperaktivitäten, Blutzirkulation. Vata ist auch von großer Wichtigkeit für die beiden anderen Doshas, da diese Vata benötigen, damit ihre Funktionen überhaupt in Gang kommen.
Symptome einer Vata-Störung:
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Verstopfung
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Bauchkrämpfe, Blähungen
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Arthrose, Osteoporose
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Steifheit von Gelenken und Muskeln
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Trockene, rissige, brüchige Haut und Nägel
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Schlaflosigkeit / Schlafstörungen / Tinnitus
Ursachen einer Vata-Störung:
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Mentaler Stress
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Reisen
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Überreizung der Sinnesorgane (Fernsehen, Computerarbeit, Handy)
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Kälte und Wind
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Unterdrückung natürlicher Bedürfnisse (Zurückhaltung von Urin und Stuhl)
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Unregelmäßige Ernährung
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übermäßige körperliche und geistige Belastung (hierzu zählt auch die Geburt!)
Pitta – Das Stoffwechsel- und Transformationsprinzip
Das Pitta Dosha hat seinen Sitz im mittleren Bauchraum, speziell im Dünndarm und in der Leber, aber auch in den Augen, und regelt alles, was mit der Verdauung und dem Zellstoffwechsel zu tun hat.
Qualitäten von Pitta:
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Wärme
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Schärfe
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Flüssigkeit
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Säure
Symptome einer Pitta-Störung:
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Ärger und Aggressivität
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Entzündungen (z.B. der Haut, Magengeschwüre, Augen)
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Übermäßige Schweißbildung
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Sodbrennen
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Durchfall und flockiger Stuhl
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Migräne
Ursachen einer Pitta-Störung:
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Saure und erhitzende Nahrungsmittel
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Übermaß an Alkohol, Zigaretten und Koffein
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Ärger, emotionale Anspannung
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Übermäßiger Ehrgeiz und Leistungsdruck
Kapha – Das Struktur- und Stabilitätsprinzip
Dieses Dosha sorgt im menschlichen Körper für Stabilität, einen stabilen Körperbau und gesundes Körpergewebe. Sein Hauptsitz ist der Brustkorb.
Qualitäten von Kapha:
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Schwere
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Langsamkeit
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Kälte
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Öligkeit
Symptome einer Kapha-Störung:
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Faulheit/Trägheit/Schläfrigkeit/Antriebslosigkeit
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Verschleimung
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Asthma
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Träge Verdauung
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Übelkeit und Appetitlosigkeit
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Erhöhung des Körpergewichts (Übergewicht, Adipositas)
Ursachen einer Kapha-Störung:
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Schwere und fettige Nahrungsmittel
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Übermaß an Süßigkeiten
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Kälte und Nässe
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Mangelnde Bewegung
Praktische Anwendung im Alltag
Wenn dein vorrangiges Dosha (am besten von einem Ayurveda-Mediziner, Therapeuten oder Heilpraktiker bestimmen lassen!) ermittelt wurde, geht es darum, durch deine Grundkonstitution (Prakriti) und deine Beschwerden (Symptome) das veränderte Symptomenbild (Vikriti) festzulegen. Ob dann Heilpflanzen unterstützend eingesetzt werden sollten, über die Ernährung gearbeitet wird oder ob eher Massagen und Körper-Meditationsübungen (Yoga) angebracht sind oder alles zusammen, wird sich dann zeigen.
Vielleicht mag dir Ayurveda mit seinen Wörtern und Begriffen etwas fremd und exotisch erscheinen. Aber wenn du es schaffst, dich unvoreingenommen darauf einzulassen und den Ayurveda modern zu interpretieren und anzuwenden, eröffnet sich für dich eine nahezu vergessene Heilkunst und Lebensführung, die es dir ermöglicht, energiegeladen und gesund deinen – mit Sicherheit oft hektischen – Alltag zu leben.
It’s all about Agni – Das Verdauungsfeuer
"Die Länge des Lebens, eine schöne Hautfärbung, Körperkraft und Gesundheit, Entschlusskraft, Ausstrahlung, Abwehrkraft, Lebensenergie und der Lebenshauch Prana – alles gründet im Verdauungsfeuer Agni."
Caraka Samhita
In der ayurvedischen Tradition spielt das Verdauungsfeuer, bekannt als Agni, eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit. Es steuert die Umwandlungsprozesse im Körper und ist für die Aufnahme und Verarbeitung von Nährstoffen verantwortlich.
Was ist Agni?
Agni hat die Eigenschaften des Feuers und ist eng mit dem Pitta-Dosha verwandt: trocken, heiß, leicht, beweglich und durchdringend. Es reguliert Körpertemperatur, Gewebeaufbau, Immunsystem und körperliche Kraft. Das primäre Agni, Jatharagni, befindet sich im Magen und Dünndarm. Eine gut funktionierende Verdauung führt zu Gesundheit und Zufriedenheit, während ein schwaches Agni zu Giftstoffen, Ama genannt, führt.
Was schwächt Dein Agni
Vermeiden solltest Du:
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Trinken während des Essen (kalte, saure + süße Getränke)
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ständiges Snacken
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negative Emotionen und Stress beim Essen
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unregelmäßige Mahlzeiten
Tipps zur Stärkung des Verdauungsfeuers
Um Agni zu stärken, empfiehlt Ayurveda:
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Typgerechte Ernährung: Warme, leicht verdauliche Speisen bevorzugen.
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Bewegung: Regelmäßige moderate Bewegung unterstützt die Verdauung.
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Schlaf: Ausreichender Schlaf ist wichtig für die Regeneration.
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Stressmanagement: Meditation und Yoga reduzieren Stress.
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Warmwasser trinken: Ein Glas warmes Wasser (mit Ingwer) am Morgen hilft dem Verdauungsfeuer.
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Verdauungsfördernde Gewürze und Kräuter
Ein starkes Agni verbessert unsere körperliche, geistige und emotionale Gesundheit.
Ama: Giftstoffe im Körper
Ama bedeutet "roh" oder "unverdaut" und bezeichnet Stoffwechselrückstände im Ayurveda. Ein schwaches Agni führt zu Ama, was Symptome wie Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Energielosigkeit, übermäßigen Schweiß, unangenehmen Stuhl, Appetitlosigkeit und Trägheit verursachen kann.
Was fördert die Bildung von Ama:
falsche Nahrungsmittelkombinationen wie z.B.:
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heiß + kalt kombinieren (z.B. Eis mit heißen Kirschen, warmes Essen mit kalten Getränken)
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Obst mit Milchprodukten oder rohes Obst mit Getreide
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Milchprodukte in Kombination mit Fleisch oder Fisch